Bereits als junge Künstlerin nahm Käthe Kollwitz Menschen in ihrer körperlichen und gesellschaftlichen Existenz in den Blick - als eine der wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit auch jene, die im Schattenreich der sich rasant entwickelnden Industriegesellschaft zwischen Fabrik und Mietskaserne leben mussten. Zeichnerisch eroberte sie sich das ganze Spektrum menschlicher Lebensäußerungen zwischen mütterlicher Liebe, erotischer Sinnlichkeit, Tod und Bedrängnis. Erstmals treten nun diese Zeichnungen mit den selten gezeigten, ästhetisch überraschend modernen Fotografien der Alltagswelt Berlins um 1900 von Heinrich Zille in einen spannenden Dialog. Die fotografischen Serien zeigen eine fragile, ungeordnete, oft heitere, aber auch rohe Großstadtwirklichkeit, die den authentischen Hintergrund zum zeichnerischen Werk von Käthe Kollwitz liefert.