Adonia Verlag: Protestantische Weltsichten - Lehmann, Hartmut - Vandenhoeck

Protestantische Weltsichten

Transformationen seit dem 17.Jahrhundert
Vandenhoeck
ISBN 9783525013731
Taschenbuch/Paperback
Vergriffen, keine Neuauflage/Nachdruck
Religion und Welt im Leben der Protestanten



Die Untersuchung der protestantischen Mentalitäten vom 17. bis ins 20. Jahrhundert verweist auf die große Bedeutung der Religion in der Geschichte.



Wie veränderte sich die Lebenswelt protestantischer Christen seit dem 17. Jahrhundert? Welchen Lebensstil pflegten die Protestanten, welche Lebenseinstellungen hatten sie? In welchen Formen äußerte sich ihre Frömmigkeit? Welchen politischen Orientierungen folgten sie? Die Beiträge dieses Bandes beschreiben aufschlußreiche Stationen in der Entwicklung protestantischer Mentalitäten vom 17. bis ins 20. Jahrhundert.

Zu den zentralen Aspekten in diesem Transformationsprozeß gehören zunächst der Pietismus und die Auseinandersetzung mit der Aufklärung. Im Kampf gegen die Säkularisierung verband sich der Protestantismus dann mit Kräften, die eine Stärkung der christlichen Position zu versprechen schienen, etwa mit dem Nationalismus. So wurde Luther im 19. Jahrhundert für eine evangelisch-deutschnationale Bewegung inszeniert und als großer nationaler Reformator dargestellt. Später gab es in einigen sig-nifikanten Fällen eine enge Verbindung mit dem Nationalsozialismus. Eine Studie über "Hitlers evangelische Wähler", die auf einem bisher nicht ausgewerteten Quellenmaterial beruht, verdeutlicht, daß Hitler den Vorstellungen deutscher Protestanten von einem "von Gott gesandten Retter der Deutschen entsprach, der die Wiedergeburt des deutschen Volkes herbeiführen würde". Nach 1945 löste sich der Protestantismus von solchen christlich-nationalen Illusionen.

Die Wandlungen protestantischer Weltsichten sind nicht nur von religions- und kirchengeschichtlichem Interesse, sie beleuchten auch wich-tige Elemente der deutschen Politik- und Geistesgeschichte. Insofern weisen die Beiträge auf die bedeutende Rolle der Religion in der Geschichte hin.Inhalt

Horizonte pietistischer Lebenswelten / Probleme einer Sozialgeschichte der Frommen im Zeitalter der Aufklärung, gezeigt am Beispiel von Matthias Claudius / Der politische Widerstand gegen die Einführung des neuen Gesangbuches von 1791 in Württemberg. Ein Beitrag zum Verhältnis von Kirchen- und Sozialgeschichte / Zwischen Erweckungsbewegung und Neoorthodoxie. Anmerkungen zur Beurteilung von Claus Harms / Neupietismus und Säkularisierung. Beobachtungen zum sozialen Umfeld und politischen Hintergrund von Erweckungsbewegung und Gemeinschaftsbewegung / Das Lutherjubiläum 1883 / Hitlers evangelische Wähler / Luther als Kronzeuge für Hitler. Anmerkungen zu Otto Scheels Lutherverständnis in den 1930er Jahren / Katastrophe und Kontinuität. Die Diskussion über Martin Luthers historische Bedeutung in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.



Der Autor

Dr. Hartmut Lehmann ist Direktor am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen und Honorarprofessor an den Universitäten Göttingen und Kiel.
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